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Spritzgießen



Das Spritzgießen (oft umgangssprachlich auch als Spritzguss oder 

Spritzgussverfahren bezeichnet) ist ein Urformverfahren, das hauptsächlich

in der Kunststoffverarbeitung eingesetzt wird. Es ist ein Herstellverfahren

für Kunststoffartikel, bei dem Kunststoffgranulat aufgeschmolzen (Plastifiziert)

und dann in den Hohlraum (Formnest, Kavität) eines Werkzeugs eingespritzt

wird (Einspritzen). Spritzgießen ist das am häufigsten eingesetzte 

Verarbeitungsverfahren zum vollautomatischen Herstellen von

Kunststoffteilen. Mit diesem Verfahren lassen sich wirtschaftlich direkt

verwendbare Formteile mit grosser Stückzahl herstellen. Es wird sowohl

für Massenartikel als auch für technische Formteile eingesetzt.

Mithilfe einer Spritzgießmaschine (kurz "SGM") wird der Werkstoff 

(Kunststoffgranulat/Formmasse oder -pulver) 

plastifiziert (verflüssigt) und unter Anwendung von Druck in eine Urform, die man 

Spritzgießwerkzeug nennt, gespritzt. Der Hohlraum, 

die Kavität, des Werkzeugs bestimmt die Form und die Oberflächenstruktur 

des fertigen Teils. Die Kunststoffschmelze verfestigt sich in der Kavität bei

den meisten Kunststoffen durch Erstarren (Abkühlen), so dass das gespritzte

Teil der Form entnommen werden kann (Entformen). Die Herstellung von

Kunststoffartikeln mit einer Spritzgussmaschine läuft in mehreren

aufeinanderfolgenden Zyklen ab und zählt deshalb zu dendiskontinuierlichen

Verfahren der Kunststoffverarbeitung. Es können so Mikrokunststoffteile entstehen 

von wenigen Milligramm Gewicht, bis hin zu großen sperrigen Formteilen mit z.B 

weit über 150 kg Gewicht.


Auf Spritzgussmaschinen werden die unterschiedlichsten Materialien verarbeitet. 

Vom Standard PP bis zu Hochleistungswerkstoffen wie z.B. PPS. Auch neueste 

Materialien wie Holz-Kunststoffcompounds und Biokunststoffe werden 

verarbeitet.


Die heute übliche Schneckenkolbenspritzgießmaschine besteht aus zwei Einheiten: 

der Spritzeinheit oder auch Plastifiziereinheit, welche den Kunststoff plastifiziert, 

aufbereitet und dosiert, und der Schließeinheit, die das Formwerkzeug schließt, 

zuhält und wieder öffnet.

Die Spritzeinheit setzt sich im Wesentlichen aus einem waagrechten Zylinder, 

dem Plastifizierzylinder und einer darin befindlichen Schnecke zusammen. 

Die Schnecke rotiert und kann auch axial im Zylinder bewegt werden. An einem 

Ende des Plastifizierzylinders befindet sich der Einfülltrichter zum Beschicken 

mit dem Rohmaterial, am anderen befindet sich eine verschließbare Düse, die den 

Übergang zur Schließeinheit darstellt.

Die Schließeinheit besteht aus dem Formwerkzeug selbst, das in zwei Hälften 

getrennt werden kann. Die Hälften sind auf zwei Aufspannplatten montiert, 

von denen die eine, die Düsenseite, starr und der Düse der Spritzeinheit zugewandt 

ist. 

Die andere, die Auswerferseite, ist beweglich. Sie kann hydraulisch oder 

elektromechanisch von der Düsenseite wegbewegt oder mit Kraft auf sie gepresst 

werden.

Spritz- und Schließeinheit müssen entsprechend dem Werkstoff, Bauteil und 

Prozess temperiert werden. Da die beiden Einheiten unterschiedliche Temperaturen

aufweisen, können sie, außer bei Heißkanalsystemen, zur thermischen Trennung 

voneinander wegbewegt werden.

Bis 1956 verwendete man Kolbenspritzgießmaschinen.



Schritte eines Zyklusablaufs grob zusammengefasst:


Im ersten Schritt wird über den

Einfülltrichter das Kunststoffgranulat der Schnecke zugeführt. Durch

die Drehbewegung der Schnecke wird das Material nach vorne gefördert,

zur Düse. Die entstehende Reibungswärme (Friktion) und die elektrische

Heizung des Schneckenzylinders führen zum Schmelzen des Granulats

(Plastifizieren). Solange die Düse an der werkzeugnahen Seite des

Schneckenzylinders geschlossen ist, sammelt sich die Schmelze vor

der Schneckenspitze (Schneckenvorraum) und schiebt die Schnecke zurück.

Um die Reibungskräfte während des Plastifizierens zu erhöhen, bremst

man die Rückwärtsbewegung der Schnecke mit einem hydraulischen

Gegendruck (Staudruck) im Antriebszylinder (Einspritzzylinder). Das

für den Spritzgießprozess notwendige Schmelzevolumen wird während

des Plastifizierens im Schneckenvorraum dosiert. Mit Hilfe eines

Wegmesssystems wird über den Rücklauf der Schnecke das Dosiervolumen

bestimmt.


Bevor ein Formteil gespritzt werden kann, wird das Werkzeug mit hoher

Kraft (Schließkraft) geschlossen und das Spritzaggregat mit der Düse

zur Angussbuchse des Werkzeugs gefahren. Die Schmelze wird mit einer

vorgegebenen Einspritzgeschwindigkeit der Schnecke in den

Werkzeughohlraum gespritzt. Dabei steigt der Druck (Einspritzdruck)

stetig an.
Unter hohem Druck wird die Schmelze (mehrere hundert bis über 3000 bar)

über eine Düse und den Angusskanal in den formgebenden Hohlraum des

Spritzgiesswerkzeugs gedrückt.

Bei den meisten Spritzgießmaschinen wird heute die

Einspritzgeschwinidkeit geregelt über ein Ventil unterhalb des

Spritzzylinders/Antriebsmotor. Ein vom Maschinenbediener eingestellter

Spritzdruck ist nur ein Begrenzungsdruck, der vom Antriebssystem der

Maschine nicht überschritten werden soll!


Der Einspritzvorgang ist beendet, wenn die Kavität fast vollständig mit

Schmelze gefüllt ist. Ab jetzt muss noch weitere Schmelze nachgedrückt

werden (Nachdruck), um die Materialschwindung des Formteils während

des Abkühlens auszugleichen. Anschliessend wird die Schnecke zurückgezogen
und für den nächsten Zyklus erneut gefüllt/aufdosiert. Der Nachdruck ist deutlich

geringer als der Einspritzdruck, damit die in der Kavität wirkende Kraft die

Schließkraft der Maschine nicht übersteigt. Andernfalls kommt es zum

Überspritzen.

Die Umschaltung von Einspritzen auf Nachdrücken erfolgt meist mit

Erreichen eines vorgegebenen Wegpunkts der Schnecke während ihrer

Vorwärtsbewegung (Umschaltpunkt). Wenn das Formteil erkaltet und

die Schmelze abgekühlt und geschrumpft ist und

ausreichend stabil ist, kann das Werkzeug geöffnet und das Formteil

mittels im Werkzeug integrierter Ausstosser/Auswerfer entformt werden.

Das durch die Abkühlung im Angusskanal des Werkzeugs verbleibende

erstarrte Material, der sogenannte Anguss, wird entweder beim Öffnen des

Werkzeugs automatisch abgetrennt, oder verbleibt zunächst am
Kunststoffartikel und muss mechanisch entfernt werden.


Die Maschineneinstellwerte (Geschwindigkeiten, Wege und Drücke)

können spezifisch oder maschinenbezogen sein. Beide Angaben lassen

sich mit dem Schneckendurchmesser "D" ineinander umrechnen.

Spezifische Angaben sind unabhängig vom Schneckendurchmesser und

ermöglichen eine einfache Übertragung einer Maschineneinstellung auf

eine andere Maschine.



Das Spritzgießen umfasst das Plastifizieren des pulverförmigen

oder granulierten Materials (Formmasse) und seine Überführung

unter hohem Druck in die Werkzeugkavität/Formnesterin der es

durch Abkühlen oder Vernetzen erstarrt, so dass das Formteil

entformt werden kann. Die zum Herstellen eines Formteils

erforderlichen Schritte laufen vollautomatisch ab, sie bilden

den Zyklus/Zyklusablauf mit den entsprechenden Zykluszeiten,

während sich der periodisch ablaufende Fertigungsablauf vollzieht.




Durch das Spritzgießverfahren können sowohl kleine Teile wie 

Zahnräder/Feinwerktechnik für Uhren als  

auch große Teile wie Mülltonnen oder Stoßfänger für Kraftfahrzeuge

hergestellt werden. Es sind Teile von wenigen Zehntel Gramm bis in den 

zweistelligen Kilogramm-Bereich herstellbar.

Mit dem Spritzgießen lassen sich Gegenstände mit hoher Genauigkeit in 

kurzer Zeit herstellen. Dabei kann die 

Oberfläche des Bauteiles nahezu frei gewählt werden. Glatte Oberflächen 

für optische Anwendungen, Narbungen für berührungsfreundliche Bereiche, 

Muster und Gravuren lassen sich herstellen.

Das Spritzgussverfahren ist (fast nur) für größere Stückzahlen wirtschaftlich 

sinnvoll. Die Kosten für das Werkzeug machen einen großen Teil der 

notwendigen Investitionen aus. Selbst bei einfachen Werkzeugen ist die 

Schwelle der Wirtschaftlichkeit erst bei eingen 

tausend Teilen erreicht. Dafür können die Werkzeuge, abhängig von der 

verwendeten Formmasse, für die Herstellung von bis zu einigen Millionen 

Teile verwendet werden.

Viele spezielle Spritzgußverfahren gibt es ebenso, wie Maschinenhersteller.


Werkzeuggrundtypen beim Spritzgießen:

  • Heißkanalsystem
  • Kaltkanalsystem
  • Normalwerkzeug
  • Abstreifwerkzeug
  • Schieberwerkzeug
  • Backenwerkzeug
  • Abschraubwerkzeug
  • Abreißwerkzeug
  • Dreiplattenwerkzeug



Der Herstellungsprozess eines Werkstückes gliedert sich für die 

Spritzgussmaschine in fünf verschiedene Phasen.

Zuerst wird das Werkzeug geschlossen. Dann wird die Formmasse 

eingespritzt. Danach erfolgt die Nachdruckphase mit gleichzeitiger

Kühlung. 

Die zeitliche Steuerung erfolgt oft durch eine Messung des

Werkzeuginnendrucks. Der Nachdruck ist 

entscheidend um die Volumenkontraktion der Schmelze während der 

Abkühlphase (Schwindung) zu verringern. Die Spritzgussmaschine

dosiert nun die Formmasse für ein 

weiteres Werkstück. Das Werkzeug wird nun geöffnet und das 

Werkstück ausgeworfen. 



Die Verfahrensparameter
Materialtemperatur, Werkzeugtemperatur, Einspritzdruck,

Nachdruck und die jeweiligen Zeiten etc. sind für jeden

Kunststoff verschieden. Ihre optimale Einstellung und die

entsprechende Erfahrung der Mitarbeiter, sind für die

Herstellung fehlerfreier Formteile im Spritzgußbereich

unabdingbar.



Form 
Spritzgußmaschine